Region | 関東 Kantō | |
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Präfektur | 東京 Tokyo | |
Rang | ![]() |
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Name | Musashino. Setzt sich aus den Schriftzeichen 武 (MU, BU) für “Kampf, Kämpfer”, 蔵 (ZŌ, kura) für “Lager” und 野 (YA, no) für “Feld” zusammen. Die Lesung ist etwas ungewöhnlich – wer das Wort “Musashi” nicht kennt, hat keine Chance, die Schriftzeichen genau so zu lesen. “Musashi” ist der Name einer alten Provinz in der Gegend des heutigen Tokyo – die Provinz hieß “Musashi-no-kuni”. “No” stammt vom Wort “Nohara” für “Ebene, Feld” ab – der Name kennzeichnet also den ebenen Teil der alten Provinz Musashino. | |
Lage | Musashino liegt an der östlichen Peripherie des Stadtzentrums (genauer gesagt der 23 Innenstadtbezirke von Tokyo) der Hauptstadt und grenzt vom Norden angefangen im Uhrzeigersinn an Nishitokyo, Nerima-ku, Suginami-ku, Mitaka und Koganei. Bis zum Kaiserpalast sind es gut 15 Kilometer Luftlinie Richtung Osten. | |
Ansehen | Musashino besteht zu großen Teilen aus relativ neuen Wohngebieten, die weniger spannend sind. In der Gegend rund um die Bahnhöfe von Kichijōji, Mitaka und Musashinosakai tobt das Leben – am Tag wie in der Nacht. Auch die Parks sind sehenswert. |
Musashino–shi – Beschreibung
Die Stadt Musashino im Westen von Tokyo (genau genommen liegt sie ziemlich zentral in der Präfektur Tokyo) ist fast genau 11 Quadratkilometer groß und hat knapp 150’000 Einwohner. Die Stadtbevölkerung ist relativ stabil – schon 1970 lebten hier fast 140’000 Einwohner. Anders sah es vor 100 Jahren aus – da war die Gegend noch von Wäldern und Feldern dominiert, und der Name “Musashino” tauchte in Karten aus der Zeit noch nicht einmal auf. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es im heutigen Stadtgebiet vier Dörfer – Kichijōji, Nishikubo, Sekimae und Sakai. Die ersten beiden Dörfer wurden 1871 in die Präfektur Tokyo eingemeindet, letztere beiden wurden Teil von Iruma, heute eine Stadt in Saitama. Das blieb aber nicht lange so – schon im folgenden Jahr wurde das ganze Gebiet Teil der Präfektur Kanagawa. 1889 gab es erneut eine Gebietsreform – die vier Dörfer wurden nun zum Dorf Musashino-mura (mura=Dorf) zusammengefasst. Im gleichen Jahr nahm die 甲武鉄道-Linie den Betrieb auf – diese verband ab jener Zeit Kōfu (der Stadtname beginnt mit 甲) mit Shinjuku (man wählte “武” für den Liniennamen, da die Gegend ja früher Musashi hiess).Die Kōbu-Linie war der Vorläufer der heutigen JR Chūō-Linie, eine der bedeutendsten Bahnlinien Tokyos, die das Zentrum mit dem Westen verbindet.
Die Trasse der Chuo-Linie verläuft hier kerzengerade von Ost nacht West – ein Beweis dafür, dass hier vor 150 Jahren nur wenige Menschen wohnten (und das die Gegend relativ flach ist). Die Bahnlinie brachte natürlich Schwung in die Gegend – vor allem die Gegend um Sakai (heute Bahnhof Musashinosakai) entwickelte sich immer mehr. 1947 zählte man 63’000 Einwohner – damit qualifizierte sich der Ort für das Stadtrecht. Nur 10 Jahre später waren es schon 100’000 Einwohner. Im Laufe der Zeit siedelten sich hier auch Universitäten an – allen voran die Asia University (亜細亜大学) und die Seikei University (成蹊大学). In Japan zählt auch die Musashino University zu den großen Universitäten des Landes – kurioserweise befinden sich die Campus dieser Uni jedoch in der Nachbarstadt.
Hauptsächlich aufgrund der Universitäten ist die Tagesbevölkerung von Musashino größer als die Nachtbevölkerung – das heisst, dass, obwohl in der Peripherie gelegen, Musashino keine Bettenstadt im klassischen Sinne ist. Sicher, viele der Bewohner pendeln zum Arbeiten in die Innenstadt von Tokyo, doch es gibt noch mehr, die tagsüber von außerhalb nach Musashino kommen.
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Kichijōji (吉祥寺)
Musashino erstreckt sich entlang der Chuo-Linie, einer hochfrequentierten Bahnlinie. Drei Bahnhöfe befinden sich im Stadtgebiet, wobei die Stadtgrenze genau durch den Bahnhof Mitaka verläuft – die anderen beiden Bahnhöfe sind Kichijōji und Musashinosakai. Kichijōji ist von besonderer Bedeutung, denn von hier gelangt man – ohne Umsteigen – in 13 Minuten bis Shinjuku, in 27 Minuten zum Bahnhof Tokyo (beides mit der JR Chuo-Linie) und in 17 Minuten nach Shibuya mit der Keio-Linie. Kaum ein anderer Ort in dem 30+ Millionen Ballungsgebiet rund um Tokyo ist damit besser an die Unterzentren von Tokyo angebunden. Dementsprechend gut ist der Bahnhof frequentiert – fast 400’000 Menschen steigen hier Tag für Tag ein oder aus – das ist fast so viel wie im Münchner Hauptbahnhof, nur dass dieser 32 Bahnsteige hat, während es in Kichijōji nur 6 Bahnsteige gibt.
Lange Zeit galt Musashino und die Gegend rund um Kichijōji als eher dröge, doch änderte sich in und nach den 1990ern – Kichijōji wurde ein richtig hippes Viertel, mit einer sehr lebendigen Restaurant- und Kneipenszene. Heute gibt es im Bahnhofsviertel sage und schreibe 1400 Gastronomiebetriebe – darunter sehr viele (japanische) 居酒屋, aber auch fast 300 Cafes – das ist mehr, als was man in ganz Stuttgart findet. Zu den Cafes zählen auch mehr als ein Dutzend der in Japan so beliebten Tiercafes – so gibt es Hunde-, Katzen-, Erdmännchen-, Igel-, Capybara-, Reptilien- und sogar ein Minischweincafe. Für strenge Tierliebhaber sind viele dieser Cafes natürlich grenzwertig, denn die vielen Menschen sind sicherlich nicht unbedingt stressfrei für die Tiere.
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Inokashira Park Zoo 井の頭自然文化園
Viele Menschen bringen mit Kichijōji den großen Inokashira-Park einschließlich des Studio Ghibli-Museums in Verbindung – beide liegen zwar nur wenige hundert Meter vom Bahnhof entfernt, doch sie gehören nicht zur Stadt Musashino, sondern zur Nachbarstadt Mitaka. Doch ein Teil gehört zu Musashino: Der kleine Inokashira-Park-Zoo. In dem bereits 1934 gegründeten Tierpark gibt es rund 170 Tierarten zu sehen – darunter auch die in Japan heimischen, in freier Natur recht scheuen カモシカ – eine Serauenart (manchmal fälschlicherweise als Ziegenantilope bezeichnet).